Lubor Hájek, Adolf Hoffmeister: Chinisische Malerei der Gegenwart

Eine exakte und eindeutige Definition des Begriffs "Chinesische Malerei der Gegenwart" – ebenso wie jede genaue Periodisierung chinesischer Kunst überhaupt – wird durch die Tatsache erschwert, daß wir uns nicht auf konkrete Daten stützen können (z. B. die Zeit des Hervortretens ciner bestimmten Gruppe von Künstlern in der Öffentlichkeit), wie das bei der neueren europäischen Kunst der Fall ist. Die in diesem Band reproduzierten Bilder sind fast ausnahmslos in den Jahren 1920 bis 1955 entstanden. Es handelt sich um Werke reifer chinesischer Maler, die der europäischen Öffentlichkeit größtenteils aus den Ausstellungen der verflossenen dreißig Jahre bekannt sind. Die Auswahl beschriinkt sich auf Arbeiten in der traditionellen chinesischen Technik der Pinselzeichnung mit Tusche und natürlichen Pigmenten auf Papier oder Seide (Guo-hua). Wenn wir das auf these Weise zeitlich, technisch und durch die Auswahl dei Autoren umrissene Kunstschaffen als "moderne chinesische Malerei" bezeichnen, sind wir uns darüber im klaren, daß man mit gleichem Recht auch Werke anderer Art unter dieser Bezeichnung zusammenfassen könnte, zum Beispiel solche in den heute sehr verbreiteten europöischen Techniken, Arbeiten jüngerer Maler u. a. Wir haben es jedoch für richtig gehalten, uns bei der Auswahl der Künstler auf den Namen Ch'i Pai-shih zu stützen, jenen Meister, der von zahlreichen Kritikern in China für den größten chinesischen Maler dieses Jahrhunderts gehalten wird und der in Europa am bekanntesten und beliebtesten ist.