Holl Imre, Voit Pál: Alte ungarische ofenkacheln

Die nach dem zweiten Weltkrieg im Burgbezirk von Buda durchgeführten Ausgrabungen zcitigten für die Keramikforschung überaus bemerkenswerte Ergebnisse. Sie erbrachten u. a. den Nachweis, daß am Hofe König Matthias Corvinus' eme Majolika-Werkstatt arbeitete, in der die ersten europäischen Keramiken mit Zinnglasur außerhalb Italiens hergestellt wurden. Sogar aus dem 14. Jh. blieben in alten königlichen und fürstlichen Residenzen Ungarns Ofenkacheln, die auch vom europäischen Standpunkt aus bedeutend sind und von einer entwickelten Modellierkunst der ungarischen Meister zeugen. Sie wurden in der zweiten Häfte des 15. Jahrhunderts von. Hafnerkeramiken abgelöst, in deren Farbenreichtum und phantasicvoller Plastik der Einfluß des zeitgenössischen, später größtententeils vernichieten „grand art“ zur Geltung kam. Diese Kunstgattung verfiel seit der türkischen Besetzung des Landes im 16. Jh. zusehends, doch machte sich ihr Einfluß über Österreich und Polen noch längere Zeit hindurch auch in Westeuropa geltend.