Soll zu den vielen verwirrenden Begriffen über die sog. sozialistischen Länder, wie „Realexistierender Sozialismus“, „Übergangsländer“, Bürokratische Arbeiterstaaten“ etc., jetzt —vielleicht der Originalität halber ein neuer hinzugesetzt werden? Die oben angeführten Begriffe, so sehr sich die Vertreter der dahinterstehenden Theorien auch unversöhnlich gegenüberstehen, haben ihren gemeinsamen Nenner doch in einem Punkt: das, was hier offiziell „mit kommunistischer Diktatur" oder „Ostblockstaaten" beschrieben wird, ist etwas anderes als unser Wirtschaftssystem. Die Erklärungen des „Anders" füllen mittlerweile ganze Bibliotheken, doch immer wird von einer Kapitalismusdefinition ausgegangen, die sich auf Markt- und Zirkulationsprobleme be-schränkt.
Die Staatsfrage sehen wir in diesem Zusammenhang als entschieden: der Staat ist die Ver-hinderung von Selbsttätigkeit der ihm Unterwortenen.
Dabei spielt es keine Rolle, ob er nun den Glorienschein der „Diktatur des Proletariats" umgehängt bekommt, oder als „kommunistisches Zwangssystem" verdammt wird. Wie aber sieht es im unmittelbaren Produktionsprozeß aus, oder einfacher und ehrlicher gefragt: wie arbeiten die Menschen auf dem Land und in der Fabrik, haben sie ein entfremdetes oder selbstbestimmtes Verhältnis zu ihrer Arbeit? Späteslens hier kommen wir zu der Erkenntnis — und zwar, ohne uns in marxologische Detailtüfteleien einlassen zu müssen — daß die hochgepriesenen oder zutiefst verdammten „neuen" Arbeitsformen des „Anderen“ unseren entweder erschreckend gleichen oder historisch zurückgebliebene Formen unserer „Geschichte des Kapitals“ darstellen. Und in dieser Erkenntnis fühlen wir uns den Arbeitern in den osteuropäischen Ländern verpflichtet, die Marx, ähnlich wie ihre Kollegen in den kapitalistischen Ländern, sehr praktisch nehmen: die Arbeit macht uns kaputt, wir können uns in ihr nicht verwirklichen, also wehren wir uns dagegen: die da oben können uns viel vom Wert der Arbeit erzählen, wir gehen kaputt.
Kapitalismus definiert sich für uns nicht in einer bestimmten Markt- oder Staatsform, sondern in den Verhältnissen, unter denen wir unser Leben bestimmen müssen. Und unser Leben bestimmt noch immer die Arbeit. Wenn diese „Fremdbestimmung“ zudem noch staatlich derart konzentriert wird, daß zunehmend die Lücken, die durch die „Anarchie des Marktes“ möglich waren, verschlossen werden, sprechen wir schlicht von Staatskapitalismus. Daß die osteuropäischen Arbeiter versuchen, neue Lücken zu finden, ist genuiner Klassenkampf — und nichts anderes. Der näheren Beleuchtung dieser Klassenkämpfe gelten unsere TEXTE ZUM STAATSKAPITALISMUS.
TÖRTÉNELEM / Magyar történelem kategória termékei
Andy Anderson: Die Ungarische Revolution 1956.
Kiadás:
Hamburg, 1977
Kiadó:
Kategóriák:
Magyar történelem Ötvenhat Német nyelv
Nyelv:
Német
Terjedelem:
303 p.
Kötésmód:
papír
ISBN:
3880320160